Presseerklärung zum Rahmenplan Baugebiet Kleineschholz

Zudem soll das Baugebiet klimaneutral konzipiert und darüber hinaus auch die Optionen für einen Plus-Energie-Stadtteil geprüft werden“. Das ist zu lesen auf der Web-Seite der Stadt Freiburg zum Baugebiet Kleineschholz.

Wird die Klimaneutralität am kommenden Dienstag im Gemeinderat gekippt?

Link zum PDF: PE zum Energiekonzept im Rahmenplan Kleineschholz Beschluss

Man plane für die Zukunft“, erklärte Baubürgermeister Martin Haag, das bringe mit sich, dass man jetzt Entscheidungen treffen müsse, auch wenn noch nicht alle Parameter hundertprozentig bekannt seien“.

Diese Aussage traf Baubürgermeister Haag in der Debatte um das Energiekonzept Dietenbach, das am 27.7.2021 vom Freiburger Gemeinderat trotz aller Skepsis verabschiedet wurde – vielleicht unter dem im Vorfeld genannten Zeitdruck für weitere Planungen, denn lt. Projektentwickler Herrn Engel sei das Energiekonzept für die Gesamtplanung „sehr zeitkritisch“. Ohne eine Entscheidung des Gemeinderats in der kommenden Woche „werden im Zeitplan reihenweise Dominosteine fallen“. Denn vom Energiekonzept hingen weitere Planungsschritte ab (BZ 23.7., „Räte sind skeptisch beim Energiekonzept“).

Nach der Entscheidung übrig bleibt ein Fragenkatalog, den die Verwaltung im Herbst beantworten soll, um Zweifel zu beseitigen.

Wohl nach dem selben Strickmuster soll nun am kommenden Dienstag im Gemeinderat für das Baugebiet Kleineschholz eine Entscheidung zum dort geplanten Energiekonzept herbeigeführt werden. Auch wenn, wie in der Beschlussvorlage ausgeführt, im Blick auf das Quartier selbst Klimaneutralität innerhalb der Quartiersgrenzen zwar nicht unmittelbar erreicht werden kann, bei den zentralen Wärmenetz-Lösungen es jedoch mehrere Varianten gäbe, die diesem Ziel nahe kommen. (Drucksache G21/164, S.8)

Wie schon beim Energiekonzept Dietenbach zweifeln Experten an der gewählten Variante für das Baugebiet Kleineschholz.

Gewichtige Kritikpunkte sind:

  • Der vorgegebene energetische Standard von EH 55 ist angesichts der Klimaentwicklungen keinesfalls ausreichend
  • Die vorgegebene Dachnutzung für PV ist zu gering (35 % der Grundfläche als Apperturfläche = ca. nur 50 % der Dachfläche)
  • Der angegebene CO2 Emissionskennwert von 270 g/kWh ist aktuell und absehbar unrealistisch
  • Es gibt kein Konzept für die sommerliche Kühlung
  • Die Abwägungen zwischen zentralen und dezentralen Lösungen sind nicht nachvollziehbar; zentrale Lösungen erschweren auch die Berücksichtigung lokaler oder regionaler Akteure und Firmen
  • Es fehlt eine Form der Bürgerbeteiligung an dem zu realisierenden Konzept
  • Graue Energie beim Bau der Häuser wird nicht berücksichtigt

Projektinitiativen im Mietshäuser Syndikat, die Genossenschaft Esche eG und Genossenschaften im Verbund der Dachgenossenschaft e.G. wollen bauen. Die zukünftigen BewohnerInnen dieser Projekte sind, wie auch viele weitere FreiburgerInnen dringend auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen.

Aber es soll nicht nur für „jetzt“ gebaut werden, sondern, wie von Herrn Baubürgermeister Haag treffend beschrieben, für die Zukunft.

Um eine optimale Lösung und Akzeptanz bei der Umsetzung klimapolitischer Ziele zu erreichen, muss eine breite Auseinandersetzung geführt werden. Insbesondere der angenommene Konflikt zwischen Klimaneutralität versus daraus entstehenden Kosten für die EndverbraucherInnen ist noch völlig ungeklärt.

Wir fordern deshalb, Punkt 3 der Vorlage zu vertagen und hinsichtlich des Energiekonzepts keine voreiligen Entscheidungen und Vorfestlegungen (Ausschreibung und Anschlusszwang) zu treffen.

Mit einer Vertagung wird die notwenige Zeit gewonnen, um das von der Verwaltung vorgelegte Energiekonzept ausführlicher zu beraten und auch von externen Energieexperten einer kritischen Würdigung unterziehen zu lassen. Dazu sollten das Gutachten des planenden Ingenieurbüros und das hydrogeologische Gutachten sowohl dem Gemeinderat wie den externen Energieexperten zur Verfügung gestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Orthner, Regina Maier, Helma Haselberger
Bauverein „Wem gehört die Stadt?“