2. Advent-Lichtlein: „Richtiger Weg 50-Prozent-Quote“ – BZ 20.11.2018

Sehr geehrter Herr Finanzbürgermeister Breiter,

zum 2. Advent möchten wir noch ein Lichtlein anzünden, das erhellt.

Sie machten bei einem Dialogabend zum Thema: „Wie sind Sie so geworden, wie Sie sind – und was ist von Ihnen noch zu erwarten?“, einer Veranstaltung der Freiburger Wirtschaftsjunioren, im November 2018 folgende Aussage:

„Eine Quote von 50 Prozent geförderter Wohnungen ist nicht der richtige Weg, denn dadurch kommen die Haushalte mit mittlerem Einkommen, die nicht mehr in die Förderung fallen, aber eben auch nicht zu den Großverdienern gehören, besonders unter Druck.“

Wir bitten Sie, dem entgegen zur Kenntnis zu nehmen, dass in Freiburg Mittelschicht-Haushalte (Feuerwehrfrau, Krankenpfleger, Busfahrerin) in geförderte Mietwohnungen ziehen können, denn die Einkommensgrenzen liegen in Baden- Württemberg wesentlich höher als in anderen Bundesländern:

1-2 Personen 48.450 € | 3 Pers. 57.450 € | 4 Pers. 66.450 € | 5 Pers. 75.450 € / Jahr

Das Einkommen aller Haushaltsangehörigen wird zusammengezählt. Als Einkommen gilt das Bruttoeinkommen abzüglich der Werbungskosten (Arbeitnehmerpausch-Betrag von 1.000 Euro oder tatsächlich nachgewiesene höhere Werbungskosten).

Laut der Studie des Pestel-Instituts „Das Baujahr 2018 im Fakten-Check“ vom Februar 2018 haben in den Großstädten mittlerweile 35 % bis 50 % der Haushalte aufgrund ihres Einkommens Anrecht auf eine geförderte Mietwohnung. Gerade in Freiburg, einer Stadt, die Spitze ist bei den Wohnkosten, aber (zusammen mit Mannheim) landesweites Schlusslicht bei den durchschnittlichen Haushaltseinkommen, ist die Quote von 50 % für den geförderten Mietwohnungsbau eine Minimalforderung für alle neuen Baugebiete!

Für jene Mittelschicht-Haushalte, die zu viel verdienen um in die Kategorie „geförderter Wohnungsbau“ zu fallen, gibt es zusätzlich die sog. „mietpreisgedämpften Wohnungen“ (in der Ausschreibung zum Baugebiet Gutleutmatten wurden sie noch als „gebundene Mietwohnungen“ bezeichnet). In diesem Segment dürfen die Haushaltseinkommen 10% über den Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus liegen, das wären:

1-2 Personen 53.295,- € | 3 Pers. 63.195 € | 4 Pers. 73.095 € | 5 Pers. 82.995 € / Jahr

Eine 3-Zi.-Wohnung/barrierefrei für 3 Personen mit 90 m² im neuen Baugebiet Gutleutmatten würde nach dem neuen Mietspiegel kosten:

Geförderte Mietwohnung  (33% unter dem Mietspiegel)
6,85 €/m² kalt (das macht 616,32 € monatlich)

Mietpreisgedämpfte Wohnung (20% unter dem Mietspiegel)
8,18 €/m² kalt (das macht 735,91 € monatlich)

frei finanzierte Mietwohnung ohne Auflagen
*12,27 €/m² kalt (das macht 1103,86 € monatlich)
*Die Mietspiegelmiete liegt bei 10,22 €/m². Kapitalanlegern wird von Immobilienmaklern regelmäßig offenbart, dass ein Mietpreis 20 % über der Mietspiegel-Miete rechtmäßig sei.

Ebenfalls auf der Veranstaltung zugegen war Immobilienunternehmer Peter Unmüssig, der Ihre Ausführungen ergänzte:

„Es ist doch nachgewiesen, dass eine so hohe Sozialwohnungsquote sich soziologisch negativ auswirkt.“

Im neuen Baugebiet Gutleutmatten wurden drei Mietshausprojekte mit dem Modell des Mietshäuser Syndikats verwirklicht. Im 3HäuserProjekt sind insgesamt 45 Wohnungen und eine KiTa für 3 Kindergartengruppen entstanden. Von den Wohnungen sind 70 % im geförderten Wohnungsbau gebaut worden. Alle Mieterinnen und Mieter die dort eingezogen sind haben einen Wohnberechtigungsschein erhalten. In jedem der drei Projekte ist mindestens eine Wohnung mit geflüchteten Menschen belegt worden. Beim Projekt schwereLos gibt es zudem drei Wohnungen für Menschen mit besonderen Bedarfen.

Gerne laden wir Sie ins 3HäuserProjekt ein, damit Sie sich ein Bild davon machen können, wie das mit der 50 % Quote aussehen kann. Bringen Sie doch den Juniorsoziologen Peter Unmüssig gleich mit!

Mit freundlichen Grüßen
Bauverein „Wem gehört die Stadt?“

 

Veranstaltungsankündigung

GRUNDSTÜCKSVERGABE durch die Stadt nur im ERBBAURECHT und nur für die DAUER DER SOZIALBINDUNG!

Der Bauverein „Wem gehört die Stadt?“ lädt zu einer öffentlichen Veranstaltung ein, um seine Konzeptidee „Mit Erbbaurechten zur dauerhaften Sozialbindung“ vorzustellen:

am Dienstag, den 11. Dezember 2018, um 20 Uhr,
im Gemeinschaftsraum des Hausprojekts schwereLos in Freiburg-Haslach,
in der Arne-Torgersen-Str. 7 in Gutleutmatten-Ost.